Die Geschichte der Telefonanlage reicht bereits etwa 100 Jahre zurück, doch die Anfänge der Telefonie gehen noch sehr viel weiter. Mit diesem Ratgeber nehmen wir Sie mit auf eine Reise in die Vergangenheit und schauen uns an, wie sich alles entwickelt hat und wo wir heute stehen.
Evolution der Telefonanlage
Geschichte der Telefonie: Wie alles begann
Die Telefonie ist heute sowohl im privaten Bereich als auch in der Unternehmenskommunikation nicht mehr wegzudenken. Als bedeutende Entwicklungsschritte der Fernsprechübertragung gelten:
- die analoge Telefonie
- die ISDN-Telefonie
- die IP-Telefonie
Wie alles anfing: Analoge Telefonie
Der Anfang der Telefonie geht auf das Jahr 1861 zurück. In diesem Jahr baute Johann Philipp Reis als erster eine funktionierende, elektrische Fernsprechverbindung auf. 1971 konnten zum ersten Mal mehr Telefongespräche (11,7 Milliarden) als Briefsendungen (11,5 Milliarden) in Westdeutschland verzeichnet werden.
10 Jahre später meldete Alexander Graham Bell das erste Telefon in den USA zum Patent an. Im selben Jahr entstanden die ersten öffentlichen Telefonnetze, unter anderem auch in Berlin und die erste Telefonzelle wurde in Betrieb genommen.
Die ersten analogen Telefonanlagen
Die frühen Telefonanlagen der 1930er Jahre waren noch auf das manuelle Stöpseln durch einen Telefonisten bzw. das “Fräulein vom Amt” angewiesen, um interne oder externe Verbindungen aufzubauen. Die Verbindung zwischen zwei Fernsprechteilnehmern wurde entsprechend manuell durch Vermittlungspersonal hergestellt, das vor einem Klappenschrank oder einem Glühlampenschrank saß. Jeder Teilnehmer hatte eine Anschlussbuchse auf dem Klappschrank, an die der Stöpsel gesteckt werden musste, um eine Verbindung aufbauen zu können.
💡Interessant:
Die Verbindung in eine andere Stadt war sogar mit einem mehrstufigen Verfahren verbunden. Mit der Floskel “Jetzt kommt ein Gespräch für Sie” wurde das Gespräch beim Empfänger angekündigt.
Noch bis zum Ende der 1970er Jahre waren Telefonanlagen mechanisch, in offener Gestellbauweise aufgebaut. Danach wurden Metallschränke verwendet. Bei den mechanischen Telefonanlagen übernahmen elektromagnetisch angetriebene Stufenschalter die Vermittlung von Telefonaten zwischen zwei Teilnehmern. Hauptbestandteil der Telefonanlage waren Drehwähler und Hebdrehwähler, die verschiedene Aufgaben besaßen (Anrufsucher, Gruppenwähler, Leitungswähler) sowie Teilnehmerschaltungen, Amtsübertragungen oder Vermittlungsplätze.
Analoge Telefonanlage in Kürze
- Es stehen max. zwei Telefonleitungen zur Verfügung
- Ermöglicht jeweils nur eine Sprach- oder Datenverbindung
- Die Abwicklung paralleler Gespräche oder die simultane Nutzung von Telefonen, Fax oder Modem ist nicht möglich
- Anbindung von bis zu 8 Nebenstellen pro Telefonanlage
- Alle Telefongeräte haben dieselbe Telefonnummer
- Störanfälligere Signalübertragung, wodurch die Gesprächsqualität eher beeinträchtigt werden kann.
- Resistent gegen Stromausfall (Strom stammt von der Vermittlungsstelle, die ein Notstromaggregat besitzt.)
Früher waren analoge Telefonanlagen weit verbreitet, heute sind sie jedoch nicht mehr zeitgemäß.
ISDN: Die Telefonie wird digital
Die Digitalisierung des 100 Jahre alten analogen Telefonnetzes war ein Meilenstein in der Geschichte der Telefonie und ein riesiges Investitionsprojekt. Die Entscheidung dafür wurde in der Bundesrepublik Deutschland 1979 von der Deutschen Bundespost getroffen.
1982 entschied sie sich für die ISDN-Technik und die Umsetzungspläne wurden konkretisiert. Durch die Umstellung auf ISDN konnten die Leitungen nun endlich für mehrere Dienste parallel genutzt werden. Dadurch war es möglich, während eines Telefongespräches nebenbei noch ein Fax zu versenden oder zu surfen.
Nach zwei Pilotprojekten in Stuttgart und Mannheim begann 1989 der offizielle Betrieb von ISDN. 1995 war die Digitalisierung so weit abgeschlossen, dass ISDN flächendeckend zur Verfügung stand. Zwei Jahre später war die vollständige Digitalisierung des Telefonnetzes abgeschlossen.
ISDN-Telefonanlage in Kürze
Der Einzug der ISDN-Telefonanlage in den 90er Jahren markierte den ersten Schritt der Digitalisierung der Telekommunikation und brachte einige Neuerungen mit sich.
- Gespräche werden digital übertragen
- Zwei simultan verfügbare Sprachkanäle, die das gleichzeitige Telefonieren zweier Teilnehmer ermöglichen oder das parallele Telefonieren und Surfen im Internet
- Höhere Übertragungsqualität für Sprachanrufe
- Zuweisung von bis zu zehn individuellen Rufnummern an einzelnen Nebenstellen
- Größerer Funktionsumfang
- Erweiterung der Telefonanlage mithilfe eines Primärmultiplexanschlusses auf bis zu 30 Sprachkanäle je Anschluss
Durch die ISDN-Abschaltung sind auch ISDN-Telefonanlagen mittlerweile überholt und wurden größtenteils durch moderne VoIP-Telefonanlagen ersetzt.
VoIP-Telefonie: Der neue Standard in der Telekommunikation
Bereits im Jahr 1995 kam das Thema der Internettelefonie auf, war jedoch damals noch nicht massentauglich, denn die damalige Infrastruktur war zu diesem Zeitpunkt nicht für eine Echtzeit-Anwendung wie VoIP ausgelegt. Zudem fehlte es noch an einheitlichen technischen Standards. Mit der Verbreitung von DSL-Anschlüssen wurde der Weg für die VoIP-Technologie geebnet, die durch die leistungsfähigere Breitband-Leitung nun realisiert werden konnte. In Deutschland stellte sich der VoIP-Umbruch im Jahre 2004 und 2005 ein.
Seit der Jahrtausendwende kommen nun immer mehr IP-basierte Telefonie-Lösungen zum Einsatz. Grund dafür sind zum einen zahlreiche Vorteile, die die IP-Telefonie bietet und zum anderen die ISDN-Abschaltung der Telekom.
Diese Entwicklung macht den traditionellen Telefonanschluss nunmehr komplett überflüssig, da VoIP-Telefonanlagen ihre Kommunikation mittels Internetprotokoll (IP) über das Internet abwickeln. Wichtige Informationen wie Sprache und Daten werden als kleine Datenpakete über ein Datennetz übertragen. Ein Gespräch wird nur noch kurz vor dem Festnetzanschluss des Empfängers ins Festnetz eingespeist, der Rest der Telefonie geschieht über das Internet.
VoIP-Telefonanlage in Kürze
- Realisierung von mehr Sprachverbindungen als bei ISDN
- Höherer Einrichtungsaufwand als bei Cloud-Telefonanlagen aufgrund der lokalen Installation
- Gute Sprachqualität
- Beschränkte, aber gute Erweiterbarkeit
- Günstigere Verbindungsentgelte
- Beibehaltung der vollen Kontrolle über die Infrastruktur & Datenspeicherung
- Größerer Funktionsumfang als ISDN-Telefonanlage
Laut Statista nutzen im Jahr 2023 in Deutschland bereits 64% der Nutzer das Internet zum Telefonieren oder für Videoanrufe. In Österreich lag die Zahl mit 70,2% sogar noch etwas höher.
💡Wissenswert:
Cloud-Telefonanlagen entsprechen der neuesten Evolutionsstufe und wurden etwa 2004 in Deutschland eingeführt. Im nächsten Kapitel gehen wir im Detail auf Cloud-Telefonanlagen ein.
Bildquelle Header: © alexkich – stock.adobe.com